Auch an der Betonwand, durch Spuren der Verwitterung in unterschiedlich changierenden Grautönen wie für diesen Ort gemacht, hängt eine Fotoarbeit von Katja Gehrung: Bring me some water (2014) auf Alu Dibond (120 x 180 cm) gedruckt. Der Besucher blickt in eine Halle mit unverputzten Backsteinwänden und – im gewählten Ausschnitt zu sehen – zwei hohen, kleinteiligen Sprossenfenstern, von deren jeweils einzigem Flügel nur derjenige links geöffnet ist. Sie erzeugen einen nostalgischen Charme von Nutzbauten der Zeit Anfang des 20. Jhd. Vor und zwischen den beiden Fenstern, mit dem Rücken zum Betrachter und zur Außenwand blickend, steht eine junge Frau (die Künstlerin selbst), in einem sportlichen Badeanzug und entsprechender Bademütze, dabei Sandalen mit Keilabsätzen tragend. In ihren Selbstportraits, auf denen ihr Gesicht ganz oder gar nicht zu sehen ist, erzählt Gehrung durch die besondere Bildinszenierung eine Geschichte, die sie im Titel andeutet. Eine Idee, die bereits vorhanden ist, kann sich – wie hier – während der Umsetzung des Fotoprojekts weiter entwickeln. „In diesem Fall kamen sie (die Gedanken – Anm. der Autorin) zum Teil während der Arbeit selbst und im Nachhinein – da man ja nie weiß, was einen an einem Lost Place erwartet und man aus der Situation heraus kreativ wird.“ (Zitat) Lassen wir sie hier darüber hinaus noch weiter zu Wort kommen: „Was, wenn die Freizeitkultur keinen Bestand hat? Was, wenn sie zur Illusion vergangener Zeiten wird? Dann werden Wasserfans wie Kunsttouristen durch stillgelegte Thermen, leere Becken und blinde Hallen wandeln, über die untergegangene Pracht staunen, wie heutzutage Peloponnes- und Pyramiden-Besucher, den Niedergang des dekadenten Luxus bejammern, weil der irdische Wasservorrat so knapp geworden ist wie die verbleibenden Rohstoffe und sie werden flüstern „Bring me some water.“ (Zitat)