Circumference IV – Im Schauen verloren (2006) ist eine Arbeit von Reinhard Klessinger. Seit über 35 Jahren hat er in seinem künstlerischen Schaffen Worte einbezogen und beteiligte sich an Ausstellungen, bei denen es um konkrete und visuelle Poesie ging. Die hier gezeigte Arbeit ist eine der letzten aus dieser Werkgruppe. An fünf hohen, im Kreis angeordnete Eisenstangen wurden etwa in Augenhöhe querformatige Spiegelplatten angebracht. Sie weisen mit ihren spiegelnden Oberflächen zum Inneren des Kreises hin. Auf den Spiegeln finden sich eingeätzt die folgende Worte: Im Schauen verloren – mitgeteilt – Anteil – Echogeläut – Zwischenaufenthalt. In diesem engen Kreis spiegeln sie sich zunächst selbst in ihrer aktuellen Umgebung. Uns als Betrachtenden und zunächst Aussenstehenden wird das Lesen damit erschwert – man muss sich anstrengen!
Wir sind eingeladen zum meditativen Betrachten:
– „Im Schauen verloren, mitgeteilt“ – beim Lesen der Worte von gewisser Poesie meint es etwa einen besonderen Blick im Sinne der Wahrnehmung als Durchblick, als reflektierenden Blick, der sich aber auch nicht immer sofort einstellt bzw. mitteilt …
– „Anteil“ mag nicht nur ein Teil sein, sondern ein Anteil im Sinne von Teilhabe …
– „Echogeläut“ wie eine Antwort ohne wirkliches Gegenüber, vergleichbar dem Spiegelbild …
– „Zwischenaufenthalt“ im Sinne von Zwischenstopp
– „von begrenzter Dauer“ bezieht sich auf die immerwährend fortschreitende Zeit und ihr kurzes Innehalten nach einem Danach und einem Davor. Es beschreibt / inszeniert auf spezielle visuelle und sinnliche Weise einen Wahrnehmungsablauf im Sinne eines erfahrbaren Wahrnehmungsprozesses.