Hussein – Bronzeguss einer Skulptur aus dem Maweni Project
Der erste Blick auf das Dorf Maweni war ein Blick in Abgründe, in die Abgründe der Steinbrüche und die Abgründe des Daseins. Wahrscheinlich wurden auch in biblischen Zeiten Steine so bewegt, mühselig von Menschen in der sengenden Sonne getragen und auf Karren von Eseln unter Peitschenhieben gezogen. Bedeckt vom Steinstaub spannten sich die Körper unter der Last. Die Träger suchten mit schnellen Schritten die Steine in der Balance zu halten, eilten den Hang hinunter und wateten zu den Schiffen durchs hüfthohe Wasser. Immer wieder rannten sie, vom drückenden Gewicht befreit, bergauf, um sich erneut Steinblöcke auf die Schultern laden zu lassen. Nach einiger Zeit veränderte sich mein Blick und der Hügel am Strand kam mir manchmal wie eine Zirkusarena vor. Ich achtete mehr auf die Geschicklichkeit der Träger und auf die Besonderheit ihrer Bewegungen. In der Masse sah ich nach und nach die einzelnen Menschen und ihre Individualität. Die Vorstellung von einer Skulpturengruppe wurde deutlicher.
Von 2012 bis 2019 arbeitete ich mit zeitlichen Abständen an dem Projekt. In großen Holzstämmen entstand eine Gruppe von sieben Skulpturen, die ich als Menge in Bewegung entwickelte und gleichzeitig als ein Gruppenportrait, in dem das Charakteristische der Einzelnen deutlich hervortritt.
Die Holzskulpturen sind noch auf der Insel Lamu in Kenia. Die Figur „Hussein“ als Bronzeguss ist quasi der Botschafter des Projekts in Europa.