Dominique gehörte zum Inventar im legendären Stuttgarter Café Weiss. Neben dem zwischenmenschlichen Verkehr, der sich dort Nacht für Nacht anbahnte, war man auch auf der Suche nach der verlorenen Zeit, eine Endlos-Lesung bei Kneipenlicht, organisiert vom Buchhändler Wendelin Niedlich. Zu Beginn der Nachtschicht, wenn Dominique die Szene betrat, wechselte Ranko in der Jukebox das Programm und Tina Turner sang: „Simply the Best“. Dominique war nicht als Frau geboren worden, vielleicht sprengte deshalb ihre Ausstrahlung augenblicklich alle Dimensionen dieser Bar: grelle Erotik auf High Heels zwischen „Blick über die Seine mit Notre Dame“ und „Tower Bridge bei Nacht“. Ihr schwarzes Lachen war unglaublich anziehend und ihr Viertelesglas hatte einen grünen Henkel. Nie hat sie ihr Portrait gesehen, ich verlor sie irgendwann aus den Augen. Vor einiger Zeit sah ein Stammgast die Figur bei einer Ausstellung und erzählte mir, Dominique sei gestorben. Man fand sie, friedlich entschlafen, im Bett sitzend. Ein Bauer von der
Schwäbischen Alb soll ihr bester Freund gewesen sein. Bis zum Schluss.